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Herbstbrief 2022

Herbstbrief  2022 als Bild, beidseitig
Herbstbrief 2022 als Bild, beidseitig

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des Vereins Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e. V.

ereignisreiche Zeiten liegen hinter (und sicher auch wieder vor) uns. Wir freuen uns sehr, nach zweijähriger Pause endlich wieder unsere traditionsreichen Sachsen- Anhaltischen Storchentage ausrichten zu können und hoffen auf rege Teilnahme. Dazu später mehr. Vorher möchten wir die letzten Monate Revue passieren lassen.

Unser Storchenjahr 2022 begann vielversprechend mit der außergewöhnlich frühen Rückkehr unseres „Münchentor- Pärchens“, Anton und Novi, bereits Mitte Februar. Auch „Wiesenhorststorch“ Manfred, Senderstorch Nobby sowie ihre Partnerinnen kehrten sicher aus den Überwinterungsgebieten zurück. Sehr erfreut waren wir über zwei neu angesiedelte Paare auf den Horsten an der Dammstr. und der Gärtnerei. Somit durfte sich Loburg im Jahr 2022 endlich wieder „storchenreiche Stadt“ nennen. Bruterfolg verzeichneten alle fünf Paare, jedoch wirkte sich der erneut sehr trockene Sommer deutlich auf die Anzahl der flüggen Jungstörche aus – lediglich insgesamt neun Junge verließen die Loburger Horste – kein Einzelphänomen, wie uns aus weiten Teilen Sachsen-Anhalts und über die Landesgrenzen hinaus berichtet wurde.

Auch unsere Pflegetiere spiegelten den Dürresommer wider. Insbesondere an den Extremtemperaturtagen schienen die Vögel förmlich vom Himmel zu fallen. Auffällig war auch die schlechte körperliche Verfassung, in der zuletzt 26 fast flügge Jungstörche auf dem Storchenhof ankamen. Die überwiegende Zahl dieser Bruchpiloten war stark untergewichtig, dehydriert und ungewöhnlich stark von Ektoparasiten befallen. 15 dieser Jungspunde konnten wir im Spätsommer in drei Zuggruppen erfolgreich wieder auswildern. Dennoch wird unser Winterbestand mit acht Störchen in diesem Jahr verhältnismäßig hoch sein. Auch unter den Greifvögeln waren viele Tiere schlicht geschwächt und unterernährt. Kontinuierlich steigt die Zahl der sonstigen Vögel seit Jahren an. Der Sprung auf 85 Pfleglinge (von 67 in 2021) war besonders markant. Auch wenn wir gern jedem Vogel helfen möchten und stets unser Möglichstes zum Wohl der Tiere geben, so wollen wir doch an dieser Stelle nochmals hervorheben, dass wir eine Auffangstation für Großvögel (ab Amselgröße) sind. Nicht nur fehlen uns adäquate Unterbringungsmöglichkeiten für Meise, Spatz und Co., i.d.R. haben wir auch kein passendes Aufzuchtfutter in ausreichender Menge vorrätig. Glücklicherweise können wir hier aber nicht nur auf private Auffangstationen zählen, sondern pflegen auch eine hervorragende Kooperation mit der Auswilderungsstation des Magdeburger Zoos. So konnten wir einen Teil der Kleinvögel anderen kompetenten Händen anvertrauen. Wichtige Unterstützung erhalten wir weiterhin auch durch die Tierklinik Dr. Niels Mensing in Magdeburg und die Tierarztpraxis Dr. Andres Pohl in Haldensleben, wo man sich mit viel Sachverstand und Hingabe unseren gefiederten Pflegefällen widmet.

Besonders aufwändig ist weiterhin die Pflege unseres Kranichs Schöni. Die Bemühungen um seine Genesung sind nur in Teamarbeit zu realisieren. Allerdings engagiert sich bereits von Beginn an mit schier unendlicher Energie besonders unser Vereinsmitglied Volker Quedenfeld für diesen Spezialpatienten. Tatkräftig unterstützt wurde er in den vergangenen Monaten dabei auch von unseren FÖJlerinnen, Cinja und Johanna, die ihre Erlebnisse und Erkenntnisse im Rahmen ihres FÖJ-Projektes niedergeschrieben haben (ihr Bericht steht auf unserer Homepage zur Verfügung). Schönis unübersehbarer Lebenswille und die Tatsache, dass er – nach längerer Stagnation – nun wieder FortSCHRITTE macht, motivieren uns, weiter am Ball zu bleiben. Unsere Sachkompetenz bestätigte uns dabei auch das Veterinäramt nach einem Überraschungsbesuch im Juli. Mit Bella hat Schöni nun eine weitere „Therapeutin“. Die junge Kranichdame ist leider sehr auf Menschen geprägt. Aufgrund ihrer unvollständigen Vorgeschichte können wir die Ursache hierfür nur erahnen. Auch wenn es niedlich anzusehen ist, ist es uns ein unbedingtes Anliegen, darauf hinzuweisen, dass viele vermeintlich hilflose Jungvögel in Wahrheit nicht auf menschliche Hilfe angewiesen sind. Hier gilt es grundsätzlich, je nach Vogelart und Einzelfall sehr sorgfältig abzuwägen, wann ein Einschreiten tatsächlich erforderlich ist.

Um die Situation für die Weißstörche und andere Vögel im Land stetig zu verbessern, haben wir nicht nur aktiv an der Errichtung diverser Storchenhorste mitgewirkt. Einen wichtigen Stellenwert hat auch der Austausch mit den verschiedensten Fachleuten zu Themen wie „Weißstorch und Müll“, dem Umgang mit Trockenheit in der Region oder dem vogelfreundlichen Ausbau von Energienetzen. Um zu eruieren, mit welchen Widrigkeiten Jungstörche nach ihrem Abflug zu kämpfen haben, beteiligten wir uns im Sommer mit insgesamt 17 Besenderungen an einer Studie des Max-Planck-Institutes für Ornithologie. Unser Social-Media Team um Petra und Holger Meyer berichtet hierüber regelmäßig nicht nur auf unserer Homepage. Auch eine Promotionsarbeit zur vergleichenden Untersuchung des Stresslevels von Zoo- und Wildstörchen haben wir mit umfangreichen Probennahmen unterstützt.

Immer wieder hervorzuheben ist das Engagement und die stets hohe Motivation unserer Mitarbeiter, die sich täglich, auch bei widrigsten Witterungsbedingungen, um das Wohl unserer Pflegetiere verdient machen und mit viel Freude unseren Besuchern (bisher >9.000) unsere Arbeit nahebringen, über die Eigenheiten und Bedürfnisse unserer Pflegetiere sowie die ökologischen Zusammenhänge und die stetig größer werdende Notwendigkeit des Natur- und Umweltschutzes aufklären.

Derzeit schreiten die Bauarbeiten an unserem zukünftigen Besucherzentrum rasant voran, sodass wir die Eröffnung noch in diesem Jahr planen. Wir freuen uns sehr, dadurch nicht nur unseren regelmäßigen Besuchern wieder etwas Neues bieten zu können, sondern kommen unserem Ziel, auch in den Monaten außerhalb der Storchensaison vermehrt Umweltbildungsveranstaltungen anbieten zu können, wieder etwas näher.

Bei dem stets umfangreichen Arbeitspensum sind die zahlreichen helfenden Hände, die in diesem Jahr den Weg auf den Storchenhof gefunden haben, ein großes Glück. So erhielten und erhalten wir tatkräftige Unterstützung durch die Jugendlichen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (kurz FÖJ), eine Teilnehmerin des Ökologischen Bundesfreiwilligendienstes, gleich vier ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sowie Praktikant/innen und Sozialstundenleistende. Sogar eine internationale Studentengruppe der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität stand uns an einem Aktionstag tatkräftig zur Seite.

In Erinnerung rufen wollen wir noch einmal unsere beiden zwischenzeitlich verstorbenen Vereinsmitglieder, Klaus Meyer-Callé (+22.09.21) und Paul-Michael Leißner (+14.07.22). Beide standen uns in ihrer Funktion als Vorstandsmitglied bzw. Hofmitarbeiter über lange Jahre äußerst engagiert und hilfreich mit Herz, Hirn und Hand zur Seite und waren dadurch maßgeblich an der Gestaltung des Storchenhofes beteiligt. Wir sind dankbar für die Zeit, die wir mit ihnen haben durften und drücken den verbliebenen Familien unser tief empfundenes Mitgefühl aus.

Gegenwärtig läuft die Vorbereitung des 29. Storchentages (am 29.10.2022 ab 09:00 Uhr) auf Hochtouren. Aufgrund der weiterhin brisanten Pandemiesituation findet die Veranstaltung jedoch nicht wie gewohnt in Lübars statt. Stattdessen stellt uns die Stadt Möckern dankenswerterweise die Stadthalle zur Verfügung. Einzelheiten zur Tagung finden Sie in der Veranstaltungseinladung. Wir freuen uns sehr, nach der langen Pause endlich wieder in den persönlichen fachlichen Austausch mit bekannten aber auch neuen Gesichtern treten zu können und laden Sie und Euch dazu recht herzlich ein!

Unentbehrlich bleibt die Unterstützung unserer Vereinsmitglieder, Sympathisanten, Gäste und Besucher und das wohlwollende Entgegenkommen von Politik, Verwaltung, Betrieben, Einrichtungen und Vereinen für das wir uns bei Ihnen/ Euch allen ausdrücklich bedanken wollen. Hervorzuheben ist hier u.a. die enge Zusammenarbeit mit der NABU-BAG Weißstorchschutz. Bleiben Sie/ Ihr an unserer Seite. Weißstorch, Natur und Mensch brauchen unser aller kontinuierlichen Einsatz.

Mit herzlichen Dankesgrüßen und guten Wünschen Ihr/Euer

Christoph Kaatz und alle Storchenhofbewohner

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