Wir erfuhren schon vor einiger Zeit, dass da eine Freundin einer Freundin versucht, Seppl zu finden. Es klappte einfach nicht. Immer gerade dann, wenn sie dachte, ah, jetzt, war er schon wieder weiter. Es kommt bekannt vor? Ja, so erging es auch vor zwei Monaten auch dem Weißstorchbetreuer von Salzwedel Thomas Koberstein. in dessen Zuständigkeitsbereich ja Siedenlangenbeck mit Seppls Geburtsnest liegt. Er glaubte im Mai auch, er jage einem Phantom hinterher.
Frau Lutz schrieb uns ihre Geschichte auf. Danke, dass wir sie hier veröffentlichen dürfen.
Das erste Foto zeigt die Elbe bei Stiepelse, wo ich mich am 27.6. vergeblich auf die Suche machte, weil er von dort gesendet hatte.
Meine "Jagd" auf Seppl begann am 27.6.25, als ich nach langer Zeit einmal wieder in die Animal Tracker App schaute, ob eventuell ein Storch Kurs auf meine Heimat nimmt. Da staunte ich nicht schlecht, Seppl war einen Tag zuvor auf der anderen Elbseite 4 km von meinem Zuhause entfernt gewesen. An diesem Tag sendete er von unserer Elbseite, allerdings eine halbe Fahrstunde entfernt. Ich machte mich auf den Weg nach Stiepelse, habe dort ein ganzes Stück Deich abgelaufen, bin mit dem Auto an Wiesen vorbeigefahren, sah aber nicht einen Storch.
An einem verlassenen Viehstall, von wo er gesendet hatte, entdeckte ich nur ein Reh in hohem Gras. Ich habe ab dem Tag intensiv seine Flugrouten studiert. Einmal war er sogar über Nacht auf einem Feld an unserem Dorf Vockfey gewesen. Als ich die Info über die App bekam, war er natürlich schon wieder unterwegs. Es zog ihn ausgerechnet in meine alte Heimat nach Handorf, 2 oder 3 Nächte schlief er im Nachbardorf Oldershausen. Der Weg dorthin auf Verdacht war mir aber mit 70 km zu weit, weil zu unsicher, ob er dort tagsüber zu finden sein würde.
Zu meiner Freude kam er zurück in meine Richtung, zog aber vorbei und hält sich seit einigen Tagen bei Lüchow auf. Da er nun schon mehrere Nächte in Folge immer auf ein und demselben Baum ruhte, wagte ich die 1stündige Fahrt am Abend, die Chancen standen nie so gut. Ich fuhr also gestern, am 16.7.25, direkt nach Neritz, parkte mein Auto, sah kurz nach links durch die Scheibe, und mein Blick fiel sofort auf einen Storch in einer Baumkrone. Mit dem Teleobjektiv konnte ich Ringnummer und Sender gut erkennbar ablichten. Es war Seppl!! Um 21:40 Uhr.
Dieses Glücksgefühl kann ich kaum beschreiben.
Er wirkte zufrieden und müde, hatte oft die Augen geschlossen, während ich von allen Seiten Fotos von ihm machte. Neritz ist ein hübsches kleines typisch wendländisches Dorf mit sehr alten großen denkmalgeschützten Fachwerkgebäuden.
Ein Fahrradfahrer erzählte mir, daß eine Dame dort gerne ein Storchennest auf ihrem Grundstück hätte. Vielleicht würde Seppl es ja in einem der Folgejahre beziehen, sofern er im nächsten Sommer dorthin zurückkehrt und ein Nestgerüst errichtet wird. Wer weiß?
Es fiel mir schwer, ihn zu verlassen, aber es wurde dann schnell dunkel. Müde, aber fast wie im Schwebezustand, trat ich meine Heimreise durch Felder und düstere Wälder an.
Herzliche Grüße und viel Erfolg weiterhin bei Eurer wunderbaren Arbeit mit den Störchen!